Fehlende Ärztliche Bereitschaftsdienste belasten die Rettungsdienste

Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion im Dialog mit den Johannitern in Linden

v.l. Marco Schulte-Lünzum, Dr. Melanie Haubrich, Dirk Haas, Andreas Eichberger, Dennis Orand und Gudrun Lang (Foto: Scheele-Brenne)

Mitglieder SPD-Kreistagsfraktion besuchte gemeinsam mit der Landtagskandidatin Dr. Melanie Haubrich und Vertreterinnen und Vertretern der SPD in Linden die Zentrale der Johanniter im Lindener Gewerbegebiet, um sich über deren Arbeit sowie aktuelle Themen zu informieren.

Der Vorsitzende des Regionalverbandes Mittelhessen Marco Schulte-Lünzum skizzierte zu Beginn Struktur und Angebot der Johanniter im Landkreis Gießen: Mit 600 hauptamtlichen Mitarbeitenden und zu Corona-Spitzenzeiten 150 Ehrenamtlichen, ist der Regionalverband Mittelhessen einer der größten der insgesamt 13 Regionalverbände im Johanniter Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar. Mit ihrem Angebot, das vom Rettungsdienst über Kinderbetreuung, Altenpflege und Hospizarbeit reicht, sehen sich die Johanniter in der Tradition des 900 Jahre alten evangelischen Johanniterordens. Eine sehr große Bedeutung hat die Unterstützung durch bundesweit 1,1 Millionen Fördermitglieder.

Der Rettungsdienst ist der größte Tätigkeitsbereich. Die Johanniter unterhalten Rettungswachen im gesamten Landkreis. Erfreulich, so Schulte-Lünzum, sei hier die Situation im Nachwuchsbereich: Die Angebote für freiwilligen Dienst (FSJ, Bufdi) und die 36 Ausbildungsplätze zum Notfallsanitäter pro Jahr sind für junge Menschen so attraktiv, dass es mehr Interessenten als freie Plätze gibt.

Kritik an der Schließung der Ärztlichen Bereitschaftsdienste

Sorge bereitet Schulte-Lünzum, dass viele Beschäftigte nach wenigen Jahren den Beruf wechseln, viele aus Überlastung. Dies habe nochmal deutlich zugenommen, nachdem die Ärztlichen Bereitschaftsdienste (ÄBD) im Landkreis geschlossen wurden.

„Die Schließung der gut funktionierenden Ärztlichen Bereitschaftsdienste erst in Linden, Lollar und Grünberg, zuletzt auch in Lich, hat verhängnisvolle Folgen für die ärztliche Versorgung im Landkreis. Folge sind überlastete Rettungsdienste und überfüllte Notaufnahmen. Das führt nicht nur zu überarbeiteten und frustrierten Mitarbeitern im Gesundheitsbereich, die Leidtragenden sind zudem die Patientinnen und Patienten“, übte auch Haubrich deutliche Kritik an der Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung diese Anlaufstellen aus Kostengründen zu schließen. „Ziel muss es sein, auch im ländlichen Raum eine gute ärztliche Versorgung vor Ort vorzuhalten“.

Rettungskräfte verdienen den Respekt der Gesellschaft

Einig waren sich die Anwesenden zudem, dass dem auch hier im Landkreis zunehmenden respektlosen Verhalten Einzelner gegenüber Rettungskräften von Seiten von Gesellschaft und Politik entschieden entgegengetreten werden müsse. Schulte-Lünzum brachte es auf den Punkt: „Wir sind doch die Guten!“. Zum Glück bliebe es meistens bei verbalen Ausfällen gegenüber denen, die kommen, um Hilfe zu leisten.

Den Johannitern macht zudem der Personalmangel in der Pflege zu schaffen. Ein Grund, dass es in den Pflegeeinrichtungen dennoch gut läuft, sieht Schulte-Lünzum im Teamgeist, der in den Einrichtungen gelebt wird. Grundsätzlich, so seine Forderung, muss das Ansehen der Pflegeberufe verbessert werden. Die Gesellschaft müsse den Wert, den die Pflege kranker oder alter Menschen hat, anerkennen. So kann auch der neue Ausbildungsberuf „Pflegefachmann/frau“ wieder attraktiv sein.

Erfreut zeigten sich die Anwesenden über den Erfolg, den die Tagespflegeeinrichtung in Buseck verzeichnet. Sie ist eng mit dem dortigen ambulanten Pflegeangebot vernetzt, das als Brücke in die Tagespflege dient. In der Tagespflege finden ältere Menschen vielfältige Angebote und ein gesellschaftliches Miteinander vor; gleichzeitig kann sie Angehörige vom anstrengenden Pflegealltag entlasten. „Tagespflegeinrichtungen sind ein wichtiger Baustein für ein gutes Leben im Alter. Wir werden sie daher politisch unterstützen, wo immer es uns möglich ist“, sind sich die Vertreterinnen und Vertreter der SPD einig.

24.02.2023  |  Aus dem Landkreis, Fraktion-Vorstand, Gesundheit  |