In der letzten Kreistagssitzung am 27.06.2022 konnten wir für zwei wichtige Anliegen eine Mehrheit gewinnen. Die Honorare der freiberuflichen Dozentinnen und Dozenten werden von derzeit 18 € auf 25 ,-€/Stunde erhöht und zukünftig soll in Gebäuden des Landkreises Regenwasser stärker genutzt werden, um kostbares Trinkwasser zu sparen.
Die vollständigen Anträge finden sich hier: https://politik.lkgi.de/bi/si0057.asp?__ksinr=6253
Wie kann
der Landkreis Veranstalter und Künstler im Landkreis in Corona-Zeiten
unterstützen, wenn allerorts kulturelle Veranstaltungen aus dem Kulturbereich
aus finanziellen Gründen abgesagt werden müssen? Darüber haben sich die
Fraktionen der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen im Kreis Gedanken gemacht und
einen entsprechenden Antrag auf den Weg gebracht: Der Landkreis soll bei
Veranstaltungen einen Teil der Eintrittskarten für diejenigen Sitzplätze
erwerben, die wegen der Corona-bedingten Abstandsregelungen nicht besetzt und
nicht verkauft werden dürfen.
Der
Auftritt auf der Bühne vor tatsächlich anwesendem Publikum ist in der Kultur-
und Kreativwirtschaft eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Wenn jedoch nur ein
Teil der Eintrittskarten verkauft werden darf, rechnen sich Veranstaltungen oft
nicht. Veranstaltern bleibt oft nichts übrig, als die Veranstaltungen abzusagen
und die Künstler, meist Freiberufler oder Kleinstunternehmen, die ohnehin oft
am Rand des Existenzminimums leben, verlieren so die Möglichkeit Geld zu
verdienen. Sie laufen Gefahr, in die Grundsicherung abzurutschen.
„Die für
Selbständige gedachten Corona-Soforthilfen, die für die Fixkosten wie Miete
oder Strom gedacht sind, greifen hier nicht, denn Ausfälle durch abgesagte
Veranstaltungen werden nicht übernommen.“ erklärt die SPD-Fraktionsvorsitzende
Sabine Scheele-Brenne die prekäre Situation der Kunst- und Kulturschaffenden.
“Veranstalter wollen veranstalten, Künstler wollen auftreten! Auch wenn es
keine Auftritte und keine Gagen oder Honorare gibt, müssen Unkosten und
Krankenversicherung bezahlt werden.”
„Die
Kulturförderung des Kreises Gießen kann so die unterschiedlichsten
Veranstaltungen fördern – vom Konzert bis zur Lesung. Das passt perfekt zum
äußerst vielfältigen kulturellen Leben im Kreis Gießen“, fügt Dr. Michael Buss,
kulturpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hinzu.
Wir
verstehen das als Maßnahme der Wirtschaftsförderung, die notwendigen Mittel
sind dort vorhanden. Damit möglichst eine breite Vielzahl von Veranstaltern und
Künstlern erreicht wird, sollen höchstens ein Drittel der regulären
Eintrittskarten bis zu einer Summe von höchstens 500 Euro erworben werden. Im
Gegenzug kann der Landkreis während der Veranstaltung auf seine Angebote z.B.
aus dem Bereich Klimaschutz, Gründerberatung oder Tourismus präsentieren.
„Eine der
Bedingungen ist natürlich“, betont Dirk Haas, Fraktionsvorsitzender der SPD,
„dass bei der Veranstaltung die Hygieneregelungen eingehalten werden und bei
Bedarf auch eine amtliche Genehmigung vorgelegt wird.“
Die Besichtigung der frisch sanierten Kreisvolkshochschule in Lich nutzte die SPD-Kreistagsfraktion kürzlich, um sich von Leiter Torsten Denker auch über das Bildungsangebot der KVHS vor und in der aktuellen Ausnahme-Situation und die Planungen für die Zukunft informieren zu lassen. Aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen war die Zahl der Teilnehmenden beschränkt und musste während des Rundgangs Mund-Nasenmasken getragen werden. Im Erdgeschoß zeigten sich die Fraktionsmitglieder beeindruckt vom neuen Raumgefühl durch die räumliche Trennung von Büro- und Lerntrakt, und dem großzügigen Eingangsbereich, der für Veranstaltungen genutzt werden kann. Anhand des offenen Lerncafés, das für Begegnungen zur Verfügung steht, erläuterte Denker den Kreispolitikern das Konzept der sog. Dritten Orte: Plätze des Zusammentreffens und der Begegnung mit Kunst und Kultur in ländlichen Räumen. Im Trakt der Lehrräume konnten sich die Kreistagsmitglieder von der Ausstattung der Seminarräume mit multifunktionalen Tischen und Stühlen und von den Funktionsräumen, wie den PC-Raum und dem Gymnastikraum mit Schwingbogen und großen Wandspiegel ein Bild machen.
Jeder Raum im Erdgeschoß ist durch eine Terrassentür mit dem schönen Außenbereich mit altem Baumbestand verbunden. Als sehr positiv beurteilten die Besucher auch die Barrierefreiheit des neuen Gebäudes. „Aufzug und Rampen, automatische Türöffner und integrierte Hörschleifen in der Eingangshalle und im Konferenzraum ermöglichen es auch Menschen mit einer Behinderung, die Angebote der KVHS anzunehmen“, betont Dirk Haas. Am Ende des Rundgangs stand ein überaus positives Fazit: „Im Dezember 2017 haben wir im Kreistag die Freigabe der über 5 Millionen Euro für den Umbau und die energetische Grundsanierung beschlossen. Jetzt sehen wir mit Freude, dass das Geld sehr gut investiert ist. Von diesem neuen zukunftsfähigen Haus der Bildung profitieren alle Bürger im gesamten Landkreis! Hier lässt sich lebenslanges Lernen mit Erfolg und Spaß umsetzen!“ so die Fraktionsvorsitzende Sabine Scheele-Brenne. Torsten Denker informierte im Anschluss, wie die KVHS in Corona-Zeiten ihr Angebot durch digitale Formate aufrechterhalten konnte und stellte die Pläne für die Zeit nach Corona vor. Er schilderte, wie die KVHS schon vor Corona digitale Formate nutze, was dazu beitrug, dass ein Teil der Veranstaltungen auch während der Schließung unter dem Motto vhs@home aufrechterhalten werden konnte. Es gab durchaus Gewinner in dieser Situation: Für einen Chinesisch-Sprachkurs, der bislang nie zustande gekommen war, fanden sich auf der digitalen Plattform erstmals genügend Interessenten. Die digitale Plattform wird auch in Zukunft ein Teil des Angebots ausmachen, so Denker. Auch die Weiterqualifizierung des Lehrpersonals wurde angesprochen. Den Kursleitern werden unterschiedlichste Möglichkeiten geboten, sich fachlich und pädagogisch weiter zu entwickeln. Auch die Nähe zur Universität erweist sich als Vorteil: Es gibt eine enge Zusammenarbeit bei der Qualifizierung und der Evaluation der digitalen Kursangebote. Denker berichtete von den Erfahrungen für Kursangebote speziell für Menschen mit Behinderungen, die vor der Corona-Pandemie angelaufen waren: Töpferkurse für blinde Menschen, Kochkurse von Menschen mit und ohne einer Hörbeeinträchtigung. Zur Koordination dieser Kurse und für die Weiterentwicklung des Angebots wurde ein pädagogischer Mitarbeiter eingestellt. Von Denker erfuhren die Kreispolitiker, dass Bildungsangebote besonders im ländlichen Raum am besten direkt vor Ort angeboten werden. Für die Akzeptanz der Bildungsangebote ist die Nähe zum Wohnort genauso wichtig wie die Berücksichtigung der Interessen und Anforderungen der Bürger. Zusätzlich zu der Vielzahl von Bildungsräumen vor Ort in den Kommunen, bietet das Gebäude in Lich nun auch die besten Voraussetzungen für größere Events.
Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Dr. Melanie Haubrich
Die Kreis-Koalition bestehend aus SPD, Grünen und Freien Wählern möchte die Kultur im Landkreis Gießen stärken und hat hierzu mehrere Anträge zum Haushalt 2020 eingebracht. So sollen die Haushaltsansätze für Musikschulen, Sängerbünde und die beiden „Kinos auf dem Lande“ erhöht werden.
„Kultur ist von grundlegender Bedeutung für alle Menschen im
Landkreis und für uns deshalb mehr als eine freiwillige Leistung. Kulturelle
Einrichtungen können Identität stiften und leisten einen wichtigen Beitrag zu
einem lebenswerten Landkreis. Wir setzen uns deshalb für eine lebendige
Kulturlandschaft ein“, so Dr. Melanie Haubrich, Vorsitzende der
SPD-Kreistagsfraktion.
Die Kreis-Koalition plant, den Förderansatz für Musikschulen von
derzeit 35.500 € auf 50.000 € zu erhöhen; der Ansatz für Sängerbünde soll auf
künftig 5.000 € jährlich steigen und damit fast verdoppelt werden.
Musikschulen sind öffentlich getragene Bildungseinrichtungen, die
möglichst vielen Kindern und Jugendlichen, aber vor dem Hintergrund der
demografischen Entwicklung auch Erwachsenen und Senioren Zugang zum eigenen
Musizieren ermöglichen. Durch eine soziale Gebührenstaffelung ermöglichen sie allen
den Zugang zu außerschulischer kultureller und musischer Bildung. Die Erhöhung
der Zuschüsse soll sicherstellen, dass die Musikschulen auch in Zukunft
weiterhin ihrem Bildungsauftrag gerecht werden können und die
Unterrichtsgebühren auf einem akzeptablen Niveau bleiben und sich jeder
musikalische Bildung leisten kann – unabhängig von der sozialen Herkunft.
Nicht minder wichtig ist der Koalition die Förderung der
Sängerbünde. Diese halten Kunst und Kultur lebendig und tragen entscheidend zur
künstlerischen und kulturellen Vielfalt in den Städten und Gemeinde bei. Insbesondere
die Jugendarbeit verdient eine verstärkte Förderung, um den Fortbestand der Chöre
im Landkreis zu sichern.
Ebenfalls ein wichtiges Anliegen ist der SPD-Fraktion und ihren Koalitionspartnern,
Kinos im ländlichen Raum als kulturellen und sozialen Ort attraktiv zu halten.
Dazu soll die Erhöhung der Zuschüsse an die das Kino in Grünberg und das Kino
Traumstern in Lich auf insgesamt 12.000 € beitragen. Die sinkenden
Publikumszahlen und der digitale Umbruch stellen auch die beiden Kinos im
Landkreis vor große Herausforderungen. Die Kinos im ländlichen Raum sind Begegnungsorte,
die nicht durch Streaming-Dienste ersetzt werden können. Durch die Erhöhung der
Fördermittel soll zu ihrem Erhalt beigetragen werden.